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Pleiten, Pech und Pannen
B
ei älteren Geräten sind kratzende
Potis und Umschalter nicht sel-
ten. Hier schafft - ähnlich wie bei
festgerosteten Gelenken - viel Bewegung
Abhilfe. Mitunter reicht es sogar dau-
erhaft, Lautstärke- und Balancesteller,
Klangregler, Filter, Eingangswahlschal-
ter und Umschalter (z. B. Lautsprecher)
ein paar Dutzend Mal zu betätigen. Ein
Kanalausfall hat oft dieselbe Ursache.
Dies gilt vor allem, wenn sich der feh-
lende Kanal nach einem beherzten Griff
zur Lautstärke unvermittelt zurückmeldet.
Neben genannten Reglern könnte auch
ein Lautsprecherrelais etwas korrodiert
sein. Bei manchem Verstärker, der sich
in Vor- und Endverstärkerteil aufsplit-
ten lässt, kann zuweilen ein rückseitiger
Umschalter streiken. Auch hier gilt - bei
ausgeschaltetem Gerät - bewegen, bewe-
gen, bewegen. Die professionelle Vor-
gehensweise - und dazu sollte sich der
weniger technische Musikhörer Beistand
von einem Elektronik-Fachmann holen -
besteht darin, Potis, Schalter und gegebe-
nenfalls Relais bei ausgeschaltetem Gerät
mit geeigneten Mitteln zu spülen, etwa mit
DeOxit oder Tunerspray. Manche - wie
unser aus der Studiotechnik stammender
Laborleiter - schwören auch auf Ballistol.
Allen Flüssigkeiten gemeinsam ist, dass sie
unbedingt verflogen sein müssen, bevor
man das Gerät wieder einschaltet. Bei
Nichtgebrauch ist es sinnvoll, das - unbe-
nutzte, kalte - Gerät vor Staub zu schüt-
zen, es im Betriebszustand aber natürlich
nicht abzudecken. Prophylaktisch gele-
gentlich mal mit Alkohol über die Cin-
chbuchsen und Lautsprecheranschlüsse
zu wienern ist ebenfalls nicht schäd-
lich. Denn korrodierte Massekontakte
begünstigen auch die nächste Begleit-
erscheinung: Brummen.
Knacken und Statik
Trockene Luft und auch Teppichbo-
den begünstigen statische Aufladun-
gen, die sich etwa bei der Schallplatten-
wiedergabe durch Knacken bemerkbar
machen. Großblättrige Pflanzen sorgen
hier für eine Besserung, zumal ein gemä-
ßigtes Klima mit mittlerer Feuchtigkeit,
Wohlfühltemperatur und ordentlichem
Sauerstoffanteil (Lüften!) insgesamt dem
Klang und auch dem persönlichen Befin-
den am besten tun. Dass man die Platte
vor dem Abspielen mit einer Faserbürste
(Dynavox, Pro-Ject, Thorens) rillentief
reinigt, eventuell gar einen Mitlaufbesen
bemüht und eine gute Plattentellermatte
(Bfly, Garrard, Thorens) verwendet, dürfte
sich ja herumgesprochen haben. Ebenso,
dass man regelmäßig den Diamanten mit
einem geeigneten Pinsel vorsichtig von
Staub befreit.
Antistatische Plattentellermatten und Kohlefaser-
bürsten helfen gegen Knackgeräusche
Klirrverzerrungen
Ungeliebt, doch nicht selten sind Ver-
zerrungen. So haben sich bei manchem
Tuner die Abstimminstrumente so ver-
stellt oder die Frequenz ist derart abge-
driftet, dass sich das Klirrminimum nicht
mehr dort befindet, wo es einmal war.
Ebenso zerrt es bei der Plattenwiedergabe,
wenn der Diamant (siehe oben) eine Staub-
ansammlung vor sich herschiebt oder gar
abgenutzt ist. Kontaktprobleme (siehe
weiter oben) haben ähnliche Nebenwir-
kungen. Denken Sie auch daran, dass es
leichter ist, bei einer Party einen Lautspre-
cher durch einen schwachen, überlaste-
ten Verstärker zu zerstören als mit einem
kräftigen, der hohe Leistungen unverzerrt
bereitstellen kann.
Bass dröhnt, Höhen zischeln
Ein übersättigter Bass hängt nicht selten
mit zu nahem Boden- und Wandabstand,
Eckenaufstellung oder einer zu potenten
Box in einem zu kleinen Raum zusam-
men. Generell sollte man eine Positionie-
rung flach auf dem Boden, zu nah an einer
Rückwand sowie in einer Ecke vermeiden.
Die Verwendung von Spikes, Schieferplat-
ten sowie - bei Kompaktboxen - qualita-
tiv hochwertigen Ständern und größere
Wandabstände helfen meist weiter, ebenso
das Stopfen von Bassreflexöffnungen mit
den oft mitgelieferten Schaumpfropfen.
Fortgeschrittene, die ihre Kette schon
mit Bi-Amping, also zwei Verstärkern,
betreiben, können unter Umständen für
den Bassbereich eine leichte Absenkung
vornehmen. Allen audiophilen Bedenken
zum Trotz kann man sich natürlich auch
einer vorhandenen Klangregelung besin-
nen und den Bass zurückdrehen oder fil-
tern (Subsonic-/Low-Filter). Eine akzep-
table Lösung etwa für den Fall, dass man
- Tonstörung
in einem kleinen Raum Standlautsprecher
betreiben muss oder will, besteht darin,
diese durch Cinch-Zwischenstecker aus
dem Car HiFi-Handel (Oehlbach) nach
unten zu begrenzen, z. B. auf 70 Hertz, und
auch mit Lautsprecherkabeln unterschied-
licher Querschnitte zu experimentieren.
Mitunter als „Klangverbieger“ etwas ver-
rufen, aber früher üblich sowie aktuell
potenziell zweckdienlich kann durchaus
auch ein günstig erworbener Equalizer
(Entzerrer) sein, der im Grunde nichts
anderes ist als eine deutlich aufwendigere
Klangregelung. Als simple Problemlöser
sind solche Geräte durchaus zu schätzen,
auch wenn sich Phasenverschiebungen -
als allerdings womöglich kleineres Übel
- nicht leugnen lassen. Es gibt sie mit bis
zu 2 x 31/32 Bändern, was schon sehr fein-
stufige Korrekturen gestattet, sinnvoll sind
mindestens 2 x 8/10/12 Bänder.
Zwecks Dröhnvermeidung müssen Lautspre-
cher vom Boden „abgehoben" werden
Zu viel Bass in (zu) kleinen Räumen kann man
durch das Stopfen der Reflexöffnung mindern
Zischen bei der Plattenwiedergabe
plötzlich die Höhen, so sollte man den
Diamanten und die Auflagekraft/Anti-
skating überprüfen. Auch ein neues Kabel
irgendwo in der Kette kann solche Effekte
erzeugen, ein neuer Lautsprecher wie auch
ein neues Gerät müssen sich womöglich
erst eine Weile eingewöhnen. Während
das bei Boxen - wie beim neuen Auto -
der Mechanik geschuldet ist, müssen sich
bei der Elektronik beispielsweise Netzteil-
kondensatoren formieren. Bis ein Gerät
seine Höchstform erreicht, können durch-
aus Tage und Wochen ins Land gehen.
Tom Frantzen
HiFi-JAHRBUCH 2015 STEREO 67
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